Prof. Dr. Ulrich Kaiser
Professor für Musiktheorie
Hochschule für Musik und Theater München
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Interview zur OER-Lernplattform (HMTM)

(nicht erschienen)

Vorbereitete Antworten auf die mir übermittelten Fragen:

Können Sie (kurz) drei zentrale Charakteristika von OER/offenen Bildungsmaterialien benennen?

Drei zentrale Charakteristika von Open Educational Resources (= OER) sind für mich soziale Gerechtigkeit, kooperative Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit.

Worin sehen Sie konkret die Vorteile einer OER-Lernplattform ...für Studierende? ...für Lehrende? ...für die HMTM? (Auch Potenzial für HMTM hinsichtlich der Außenwirkung / Netzwerk-Bildung, »Kommunikation nach außen«) ...für eine Hochschule als Ausbildungsstätte?

Konkrete Vorteile für Studierende sehe ich darin, dass offene Bildungsmaterialien sozial gerecht sind, weil die erforderlichen Kosten nicht bei den Lernenden anfallen. Wenn man im akademischen Bereich etwas über Musik wissen möchte, ist das üblicher Weise kostenpflichtig und zwar egal, ob man etwas im Theorie-, Instrumental- oder Gesangsbereich lernen oder sich auf eine Aufnahmeprüfung vorbereiten möchte. Mit einem OER-Angebot zur Musik lassen sich zumindest Teile des musikalischen Lernens sozial gerecht gestalten.
Für Lehrende sehe ich ein enormes Potential in den Möglichkeiten kooperativer Zusammenarbeit und zwar sowohl in einer Zusammenarbeit unter Kolleginnen und Kollegen als auch zwischen Lehrenden und Studierenden.
Sowohl für die Lehrenden als auch für die HMTM als Institution könnte ein konkreter Vorteil darin liegen, dass wir unsere Leistungen für die Gesellschaft sichtbar machen und ggf. neu definieren können. Denn was bei uns in den Unterrichtsräumen geschieht, ist an konkrete Unterrichtssituationen gebunden und wird darüber hinaus lediglich über unsere Absolvent:innen gesellschaftlich wirksam. Wären wir Teil einer OER-Musik-Community, könnten wir diese um hochwertige Materialien bereichern und so sehr viele interessierte Menschen in verschiedenen Teilen der Gesellschaft erreichen. Das wiederum hätte eine hohe gesellschaftliche Sichtbarkeit und Reputation für unsere Lehrenden und die Hochschule als Ausbildungsstätte zur Folge.

Der Umgang, das Nutzen und Erstellen von OER schult ja auch die Medienkompetenz z.B. von Studierenden. Für wie wichtig erachten Sie diesen Umgang mit digitalen Möglichkeiten und Chancen in der Musikausbildung?

Der Umgang mit OER schult tatsächlich die Medienkompetenz in hohem Maße und zwar selbstverständlich nicht nur die Kompetenz der Studierenden, sondern auch die der Lehrenden. Ein Unterschied dürfte lediglich darin bestehen, dass Lehrende leichter dazu neigen, sich den Mühen des Lernens mit einem Verweis auf Lebensalter und -erfolge und ggf. auch den nahenden Ruhestand zu entziehen, während man von Studierenden erwartet, dass sie sich den Erfordernissen ihres späteren Berufsalltags stellen und den gesellschaftlichen Veränderungen durch Lernen begegnen werden.
Die Chance, die eine Erstellung von OER für die Berufsausbildung bietet, sehe ich in der hohen Praxisrelevanz. Wenn Studierende OER z.B. mit Open-Source-Software erstellen, stärken sie dadurch nicht nur Ihre Medienkompetenz, sondern sie arbeiten auch an Materialien für ihren späteren Berufsalltag oder für spätere Bewerbungen. Der Vorwurf der Praxisferne, der insbesondere gegenüber den pädagogischen Studiengängen gerne erhoben wird, wäre bedeutungslos, würden es uns gelingen, die Erstellung von freien Bildungsmaterialien bzw. OER in die Studiengänge zu integrieren.

Es gibt offene Materialien in vielen Fachbereichen. Worin sehen Sie insb. die Chancen und Möglichkeiten einer Lernplattform für den Musikunterricht bzw. die Musikausbildung?

Die Chancen sehe ich in einer Bereicherung unserer Möglichkeiten zur Musikvermittlung. Dazu müssten wir die Erfahrungen und Bedürfnisse der vergangenen Corona-Semester sammeln und entsprechende Anforderungen in die Programmierung der Plattform einsteuern. Ich persönlich möchte z.B. meinen gesamten Unterricht über die Lernplattform begleiten, also aus Materialien Unterrichtseinheiten, aus Unterrichtseinheiten Sitzungen, aus Sitzungen Seminare und aus Seminaren ganze Semester formen. Das heißt keineswegs, dass ich meinen Unterricht in Zukunft nur noch digital anbieten möchte. Es heißt jedoch, dass Studierende sich viele Grundlagen selbstständig aneignen könnten, was den Unterricht entlastet und es ermöglichen würde, in den Präsenszeiten besser auf die Anwendung des Gelernten sowie auf individuelle Schwierigkeiten eingehen zu können. Während ich für die Bereiche der wissenschaftlich-theoretischen Fächer viele Ideen habe, bin ich sehr gespannt darauf zu erfahren, welche Hilfen für den praktischen Unterricht denkbar sind. Könnten Videos zur Kontrolle des Übens hilfreich sein? Könnten Mehrspur-Audioplayer eine Hilfestellung zur Vorbereitung des Ensemble-Unterrichts geben? Würde es die Korrepetitionsarbeit erleichtern, könnten Studierende ihre Notentexte vorher trainieren? Wäre es hilfreich, nach Dirigierbewegungen und mit Texteinblendungen die Noten von Arien auswendig zu lernen? Hier hoffe darauf, mit unseren Künstler:innen ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, welche digitalen Tools für den praktischen Unterricht eine Bereicherung wären.

Wer ist alles am Projekt beteiligt?

Alle, die mitmachen wollen, werden an dem Projekt beteiligt sein. In Anbetracht der Absicht, möglichst viele Lehrende und Studierende für das Vorhaben zu gewinnen, könnte es befremdlich wirken, dass bis Ende Mai überhaupt nur wenige Personen von dem Projektantrag wussten. Das Problem bestand darin, dass der Antrag unter hohem Zeitdruck und am Ende eines schwierigen und arbeitsintensiven Corona-Semesters erstellt werden musste. Bis zum Ende der Antragsfrist am 1. März hatten wir nur noch drei Wochen Zeit, als mir der Präsident die Projektleitung und die Ausarbeitung des Projektantrags übertrug. Da ein Schwerpunkt der Ausschreibung auf der OER-Idee lag und ich seit ungefähr 10 Jahren in diesem Bereich einen Arbeits- und Forschungsschwerpunkt habe, war es mir möglich, den Entwurf des Projektantrags innerhalb einer Woche fertigzustellen und online verfügbar zu machen. Gerhard Breinl, Christiane Iven, Bernd Redmann und ich haben diesen Entwurf dann noch mit Korrekturen und Ergänzungen versehen, Frau Kretschmer verdanke ich, dass aus meiner Finanzplanung ein belastbarer Finanzierungsplan geworden ist und Frau Vögel-Bobek hat abschließend noch einige formale Angaben ergänzt. Fehlende Informationen in Verbindung mit der Nachricht über die Bewilligung einer hohen Fördersumme [durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre] dürften dann dafür verantwortlich gewesen sein, dass am Ende des Semesters einige Kolleg:innen mit Unverständnis auf die Förderung reagiert haben, weswegen ich es als meine vordringlichste Aufgabe ansehe, die einzigartigen Möglichkeiten, die uns dieses Projekt bietet, in der HMTM zu kommunizieren, möglichst viele für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen und die Arbeit mit und an der Musik-Lernplattform in die Studiengänge zu integrieren.

Was reizt Sie persönlich an der Arbeit mit OER/offenen Bildungsmaterialien?

Ich möchte etwas tun, bei dem ich das Gefühl habe, dass es gesellschaftlich von Bedeutung ist. Dazu zähle ich, das Musiklernen mithilfe von OER sozial gerechter zu machen, meine intensive Arbeit zur Verbesserung meines Unterrichts sowie mein Engagement für digitale Kompetenzen. Ich glaube, dass eine sich im Zeichen der Digitalisierung stark verändernde Gesellschaft an zukünftige Musiker:innen extreme Anforderungen stellen wird und dass die Tage einer Musikausbildung, die auf eine aus dem 19. Jahrhundert tradierte Ausbildung von Orchestermusiker:innen und Sänger:innen zielt, gezählt sind. Aufgrund meiner Beobachtung und Bewertung der gesellschaftlichen Entwicklungen möchte mich auf Gebiete fokussieren, die ich für zukunftsfähig halte.

Manch eine/r mag beim Thema offene Lizenzen skeptisch sein. Wie reagieren Sie darauf, welche Erfahrungen haben Sie persönlich gemacht?

Vorbehalte gegenüber offenen Lizenzen lassen sich in der Regel ausräumen, indem man darüber informiert, welche Möglichkeiten sie bieten. Denn von einem sehr weitgehenden Verzicht auf Restriktionen bis zum Verbieten von Veränderungen und dem Ausschließen einer Kommerzialisierung ist mit den Creative-Commons-Lizenzen (CC-Lizenzen) eigentlich alles möglich. Mit einer Einführung und guten Beispielen sind CC-Lizenzen auch leicht zu verstehen, allerdings benötigt man Erfahrung, um auch die praktischen Konsequenzen beurteilen zu können. So habe ich anfangs intuitiv Lizenzen mit größeren Restriktionen gewählt, indem ich z.B. Bearbeitungen ausgeschlossen habe (CC BY-ND). Je mehr ich allerdings selbst OER verwenden wollte, desto wichtiger wurde es für mich, frem-de Arbeiten an meine Projekte anpassen zu können. Das führte dazu, dass ich persönlich Materialien mit der Lizenz, die ich selbst bevorzugt hatte, nicht verwenden durfte. Aus diesem Grund nutze ich heute eigentlich nur noch kulturell freie Lizenzen (CC0, CC BY und CC BY-SA), die sowohl Bearbeitungen als auch kommerzielle Verwertungen erlauben.

Worin sehen Sie die Herausforderungen und »Klippen« im Umgang mit OER? (Stichwort: Rechtewahrung)?

Eine große Herausforderung sehe ich im Vermeiden von Missverständnissen und Fehlern. Zum Beispiel dachte ich eine Zeit lang, meine kostenlosen OpenBooks für die allgemeinbildenden Schulen und für Musikschulen seien OER, bis ich gelernt habe, dass die Gleichung ›kostenlos = OER‹ nicht stimmt. Denn für OER ist die kooperative Zusammenarbeit einer Community essentiell. Wird diese verhindert, weil man z.B. aus Stolz auf die eigene Leistung oder aus anderen Gründen eine Bearbeitung untersagt, kann keine Offenheit entstehen. Denken Sie z.B. an Wikipedia: Diese Plattform ist in vielen thematischen Bereichen nur deshalb so gut geworden, weil die Bearbeitung der Artikel vielen Menschen mit großem Fachwissen offensteht und es entspräche nicht der Wikipedia-Idee, würde eine Einzelperson einen Artikel einstellen und deren Bearbeitung anschließend verbieten. Eine kooperative Zusammenarbeit lässt sich darüber hinaus auch ungewollt, quasi auf weichem Wege verhindern: Nutzt man z.B. nur teure oder an ein spezifisches Betriebssystem gebundene Software, sind alle diejenigen ausgeschlossen, die nicht zufälliger Weise im Besitz der gleichen Software oder Systemvoraussetzungen sind.
Eine weitere Herausforderung sehe ich darin, Künstler:innen, die von einer Verwertungsgesellschaft vertreten werden, für die Mitarbeit auf der neuen Lernplattform zu gewinnen. Denn unter Künstler:innen ist ein Denken verbreitet, das Kreativität als individuelle Leistung versteht, die urheberrechtlich geschützt und durch Verwertungsgesellschaften monetarisiert wird. Was aus historischer Sicht eine Errungenschaft professioneller Musikausübender gewesen sein mag, könnte sich als Fehlentwicklung im Hinblick auf das Internet, künstliche Intelligenz und die rasant fortschreitende Digitalisierung erweisen. Zum Beispiel werden erfolgreiche Open-Source-Technologien nicht von Einzelpersonen erdacht, sondern von einer kreativen Community getragen und selbst hinter einer musikalisch kreativen Leistung könnten vielleicht schon bald keine herausragenden Persönlichkeiten mehr stehen, sondern Algorithmen und frei verfügbare Daten. Es wäre ein großer Erfolg, gelänge es zumindest festangestellten Künstler:innen, den Wert ihrer Kunst nicht mehr nur in den Zahlen der Kreativwirtschaft, sondern in der Wirkung zu sehen, die ihre künstlerische Leistung in einer aktiven und kreativen Community entfaltet. In diesem Zusammenhang könnte sich leider auch die GEMA noch als ›Klippe‹ erweisen. Seit 2016 müssen Verwertungsgesellschaften aufgrund einer europäischen Richtlinie ihren Mitgliedern eine sogenannte Jedermann-Lizenz für offene Inhalte (Open Content) ermöglichen. Obwohl diese Lizenz allen Urhebern nach § 32a des Urheberrechtsgesetzes offensteht, sieht die GEMA für ihre sogenannte NK-Lizenz (nicht-kommerzielle Lizenz) derzeit noch die Zustimmung durch die Vollversammlung sowie eine Meldung durch Nutzer:innen vor. Das ist natürlich für eine kontinuierliche Arbeit an einer OER-Lernplattform sowie offene Bildungsinhalte unpraktisch, hier müsste die Hochschule mit der GEMA ins Gespräch kommen, um eine angemessene Lösung für das Problem zu finden.
Die größte ›Klippe‹ allerdings sehe ich in einer zutiefst menschlichen Trägheit und Bequemlichkeit. Ein Engagement im Bereich OER dürfte den meisten von uns abfordern, unsere Denkgewohnheiten zu ändern, uns die notwendigen medialen Kompetenzen anzueignen und für eine Idee ohne unmittelbaren finanziellen Ausgleich eine Mehrarbeit zu akzeptieren. Können seitens der Hochschulleitung keine extrinsischen Anreize gegeben werden, die es erlauben, zumindest einen Teil dieser Mehrarbeit auch im Deputat abzubilden, befürchte ich, dass es mit der aktiven Beteiligung von Künsterl:innen an der neuen Lernplattform schwierig werden könnte.

Sehen Sie Parallelen zwischen OER und dem gesellschaftlichen Ansatz, zukünftig weniger besitzen (»Das gehört mir!«) und mehr teilen und kollaborieren zu wollen, mehr von der Gemeinschaft, dem »gemeinschaftlich Erarbeiten« zu profitieren? Ich persönlich verstehe das Prinzip OER auch als Art »shared community«, einer Plattform, auf die alle möglichst barrierearm zugreifen, sie mitgestalten und davon profitieren können?

Eine Parallele zwischen Open Content und dem Wunsch nach weniger Besitztum kann ich eigentlich nicht erkennen. Im Gegenteil, an der Open-Source-Render-Engine von Google und deren Verwendung im Microsoft-Browser lässt sich sehr schön sehen, dass sich Offenheit und kommerzielles Denken vertragen und sich sogar gegenseitig fördern können. Nur darf sich das Profitdenken nicht mehr auf die Entwicklung und Entstehung von etwas richten, sondern es muss eine der Herstellung nachgeordnete individuelle Verwertung fokussieren. Die Last der Entwicklung der Render-Engine von Google z.B. verteilt sich auf viele Firmen, und jede dieser Firmen kann die gemeinsame Entwicklung ohne Zahlung von Lizenzgebühren individuell vermarkten. Oder um ein Beispiel aus dem Bereich des Musiklernens zu nennen: meine Materialien stehen allen Interessierten als OER zum kostenlosen Download zur Verfügung. Wenn ich jedoch eingeladen werde, um mit diesen Materialien Lehr:innenfortbildungen zu gestalten, erhalte ich dafür natürlich ein Honorar.

Stichwort: Qualitätssicherung. Soll es eine/n Moderator/in geben, jemanden der benannt wird und das ganz offen beobachtet und ggf. einschreitet?

Die Qualitätssicherung bei Open Content ist ein Problem, das mit dem Wachsen an verfügbaren Materialien immer bedeutsamer werden wird, für das ich allerdings keine einfache Lösung sehe. Denn der Wunsch nach einer Art Chef-Redaktion, die für das Niveau inhaltlich verantwortlich zeichnet, spiegelt ein aus dem Verlagswesen übernommenes, hierarchisches Denken, das mit der Arbeit einer Community inkompatibel ist. Ich denke, dass sich das Niveau mit dem Wachsen der Community einstellen wird und nicht mit der Einführung von Hierarchien und inhaltlichen Kontrollen. Denken wir noch einmal an das Beispiel Wikipedia: In den Anfängen war die Qualität vieler Artikel auf dieser Plattform sehr bescheiden und wurde belächelt. Mit dem Wachsen der Community jedoch wurden viele Artikel immer besser und mittlerweile gibt es Beiträge, die qualitativ so hochwertig sind, dass ich als Fachfremder Mühe habe, sie inhaltlich noch zu verstehen. Die Kritik an Wikipedia ist deswegen zwar nicht verstummt, heute jedoch lächelt niemand mehr, und in ihrer Bedeutung als Informationsquelle dürfte Wikipedia nur noch von Instagram, Facebook oder YouTube übertroffen werden. Weil die Community der Musikinteressierten auf Wikipedia übrigens recht klein ist und nur aus wenigen professionellen Musiker:innen zu bestehen scheint, haben die Musik-Beiträge auf dieser Plattform immer noch ein eher bescheidenes Niveau. Dieses Problem löst unsere neue Lernplattform, denn Musikhochschulen bilden bundesweit eine ausreichend große Community, die auf ein immenses Fachwissen zurückgreifen kann. Natürlich wird es auf unserer neuen Lernplattform Personen geben, die Vandalismus verhindern, sich im externen Bereich sichtbare Beiträge anschauen und ggf. Hinweise geben, welche Artikel verbessert werden sollten. Am Ende des Projekts wird es zudem eine Evaluation durch interne und externe Fachvertreter:innen geben. Doch durch die jederzeit mögliche Bearbeitung der offenen Bildungsmaterialien können Evaluationen letztendlich nicht mehr sein als eine Momentaufnahme und ein Spiegel für die Qualität unserer Community.

Gibt es Ihres Wissens nach mit der HMTM vergleichbare internationale Ausbildungsstät-ten/staatl. oder städt. Institutionen, die bereits vermehrt mit OER arbeiten? Und Erfahrungen?

Im Bereich OER hinkt Deutschland der internationalen Entwicklung aktuell noch deutlich hinterher. Ein internationales Vorbild für mich ist z.B. das Massachusetts Institute of Technology (MIT), das ein Vorreiter in Sachen Open Learning, OpenCourseWare (OCW), Massive Open Online Courses (MOOC) und einer freien Lizenz ist (MIT-Lizenz). Der Erfolg und das internationale Renommee sprechen sehr für die Effektivität dieser Philosophie. Ein weiteres Vorbild sind für mich ausländische Museen, die ihre Werke frei zur Verfügung stellen und nicht den Schutz ihrer Digitalisate über Gerichte erzwingen. Und die für die OER-Bewegung existentiellen Creative-Commons-Lizenzen sind die Reaktion eines amerikanischen Jura-Professors der Universität Stanford auf ein Urteil des Supreme Court, der zum wiederholten Male die Verlängerung der Schutzfrist für urheberrecht¬lich geschützte Werke zuließ.
Für den Bereich der Musik gibt es dagegen auch international noch sehr wenig und in Deutschland darüber hinaus nur Initiativen, die von Einzelpersonen getragen werden. Mit unserem Projekt und den dazugehörigen finanziellen Mitteln haben wir daher die einzigartige Chance, eine Entwicklung in Gang zu bringen und ganz entscheidend mit zu prägen, die zukunftsträchtig ist und deren Bedeutung politisch und gesellschaftlich in den nächsten Jahren noch erheblich wachsen wird.